Schluss mit der Verschwendung!

Wie Sand am Meer. Wer in Zukunft die schier unendliche Verfügbarkeit eines Materials illustrieren will, muss einen anderen Vergleich bemühen. Denn der Stoff, aus dem die Träume von Touristen sind, geht zur Neige. Die Sandstrände werden schmaler. An manchen Küsten sind sie ganz verschwunden. Zurück bleiben trostlose Gerippe aus Stein.

Sand und Kies sind nach Wasser die am meisten verwendeten Rohstoffe. Doch die scheinbar so unbegrenzte Ressource wird immer knapper. Wie so viele andere natürliche Materialien. Sie sind verbaut, gebannt in unzähligen Strukturen und Dingen unserer modernen Zivilisation.

„Allein das Bauwesen ist für rund 40 Prozent des globalen Rohstoffverbrauchs verantwortlich,“ sagt Professor Benjamin Kromoser. Dabei könnte man wesentlich effizienter bauen, würde man mehr auf Vorbilder aus der Natur achten, fügt der Wissenschaftler von der Universität für Bodenkultur in Wien hinzu.
Bauarbeiter auf der Baustelle

fischer fördert einzigartige Stiftungsprofessur

Genau dieses Bewusstsein für die Fingerzeige aus Tier- und Pflanzenwelt will Benjamin Kromoser Studenten ab dem Wintersemester 2018/19 vermitteln. Mit Unterstützung von fischer.  Die Unternehmensgruppe fördert den neuen Lehrstuhl „Biobasiertes Konstruieren“ seit 1. Februar 2018. Und Benjamin Kromoser wird ihn mit Leben füllen. Zunächst werde er sich vor allem darauf konzentrieren, Design, Entwurf und Konstruktion von Tragsystemen und Bauwerken zu optimieren. „In der Natur werden vorhandene Ressourcen bestmöglich ausgenutzt. Menschliche Bauwerke tun das nicht,“ sagt Benjamin Kromoser. Und richtig: Wer sagt denn, dass Räume immer eckig sein müssen? Die Geometrie von Bäumen spricht eine andere Sprache.

Digitalisierung als mächtiges Werkzeug

„In meinen Lehrveranstaltungen wird es darum gehen, Material einzusparen – mit Hilfe digitaler Werkzeuge, wie zum Beispiel 3D-Druck oder moderner Fräsverfahren beim Verarbeiten von Holz.“ Benjamin Kromoser will die Baubranche aus ihrer Lethargie befreien, Impulse setzen für Neues, die Verschwendung stoppen. Dass dies gelingen kann, hat er in der Praxis bereits bewiesen. So wurde in Kärnten eine Brücke mit 36 Metern Spannweite über Bahngleise nach seinen Vorstellungen gebaut. Dank seines innovativen Verfahrens zur Herstellung von Betonkuppeln konnten 40 Prozent der Ressourcen eingespart werden.

Zukunftsweisend: das Testbauwerk für eine neue Generation von Brücken nach Vorlage von Benjamin Kromoser (Christoph Panzer)

Einer, der das Potenzial des jungen Wissenschaftlers aus Österreich schon früh erkannte, ist Joachim Schätzle. Der promovierte Chemiker leitet seit vier Jahren den Bereich Forschung und Vorentwicklung bei fischer. Außerdem gehört er der Berufungskommission an, die die Wissenschaftler für die Stiftungsprofessuren auswählt.

Realisierung der echten Brücke. Die ressourcenschonende Betonkuppel hat eine Spannweite von 36 Metern (Benjamin Kromoser)

Am Puls der Zeit

Kooperationen mit Forschungseinrichtungen sind für fischer enorm wichtig. Nicht nur, weil sich Prof. Klaus Fischer persönlich für Nachhaltigkeitsgedanken stark macht. Sondern auch, weil es in nicht allzu ferner Zukunft kein „Weiter so“ geben wird. Die Ressourcen schwinden. „Und wenn es dann um neue Bauweisen geht, hat das natürlich auch Einfluss auf unser Geschäft“, sagt Joachim Schätzle. Durch Kooperationen fühlt fischer am Puls der Zeit und kann Trends beeinflussen.

Von Parasiten lernen

Jede Veränderung, zum Beispiel schlankere Betonstrukturen oder weichere Materialen, ziehen Anpassungen bei Dübel- und Verankerungssystemen nach sich. Joachim Schätzle spricht von neuen Wirkprinzipien. „Man muss schlankere, kleinere Dübel entwickeln, die trotzdem in der Lage sind, hohe Lasten auszuhalten“. Auch hierfür liefert die Natur bestes Anschauungsmaterial. So entwickelte fischer zusammen mit der Hochschule Bremen beispielsweise einen Dübel nach Vorbild von Parasiten. Genau genommen orientierte sich die Projektgruppe an Zecken oder Zikaden, die sich mit ihren Mundwerkzeugen in den Wirt bohren. Für die meisten eine schmerzhafte Vorstellung. Experten allerdings gewinnen daraus die Vorlage für „minimalinvasive Befestigungssysteme“.

„Die Kunst ist, das Prinzip aus der Natur auf unsere Technologien zu übertragen,“ erklärt Joachim Schätzle die Zielsetzung der Forscher. Für fischer geht es dabei längst nicht mehr nur um Dübel und Verankerungen, sondern um das Erschließen völlig neuer Geschäftsfelder. Dafür geht das Unternehmen aus dem Schwarzwald auch immer wieder Joint Ventures mit hochspezialisierten Partnerfirmen ein. Wie etwa bei der Entwicklung hochmoderner Faserverbundstoffe.

Industrielle Methoden auf die Baustelle übertragen

Die Art zu bauen, wird sich grundlegend ändern. Da ist sich Joachim Schätzle sicher. „Wir werden uns es einfach nicht mehr leisten können in 20 Jahren noch so zu bauen wie wir es heute tun.“ Gerade beim Hausbau sei eine stärkere Standardisierung längst überfällig, schließlich sei ja ein Auto auch kein Unikat. „Wir müssen es schaffen, industrielle Methoden auf die Baustelle zu transferieren – ohne dass die Individualität des Bauwerks verloren geht“.

Die Jugend treibt den Wandel voran

Für diesen Wandel braucht es junge Ingenieure, die hungrig und kreativ sind – wie jene aus Joachim Schätzles Team oder wie Benjamin Kromoser. „Die nächste Generation von Bauingenieuren und Architekten aufzuklären, ihnen neue Methoden an die Hand zu geben, um eine nachhaltig gebaute Welt von morgen realisieren zu können – das treibt mich an.“ Die Chancen, dass es Benjamin Kromoser schafft, diesen Funken auf seine künftigen Studenten zu übertragen, stehen nicht schlecht. Schließlich ist der junge Professor mit seinen gerade einmal 30 Jahren nicht weit von der Lebenswelt seines Publikums entfernt.

fischer unterstützt die Wissenschaft

Parallel zum Lehrstuhl „Biobasiertes Konstruieren‟ in Wien finanziert fischer bereits die Professur „Innovative Verstärkungsmethoden mit Befestigungen“ am Institut für Werkstoffe der Universität Stuttgart, die sich auf sechs Jahre beläuft. Weitere Informationen zur Stiftungsprofessur

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