Die Bohrmaschine ist bestückt und liegt fest in der Hand. Das Ziel ist mit Bleistift markiert und klar vor Augen. Dem perfekten Bohrloch steht nichts mehr im Wege. Ansetzen. Anschalten. Absenken. Ein Glücksgefühl, das jeder Handwerker kennt. Durchatmen sollte man nach vollbrachter Bohrung jedoch auf vielen Baustellen besser nicht.
Denn wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und wo man bohrt, da staubt‘s – oft leider so heftig, dass manch einer dem Sprichwort „sich aus dem Staub machen“ am liebsten Taten folgen lassen würde. Egal ob Betonbauer, Maurer, Zimmerer, Monteur, Isolierer oder Elektriker – eines eint die Anwender verschiedener Gewerke: Bohren ist ihr Geschäft – und der entstehende Staub ist ein Problem.
„Bohrstaub ist eine technische und gesundheitliche Gefahr,“ sagt Dr. Christian Schlenk, Chemiker bei fischer. „Leider wird er am Bau oft als normal angesehen – und deshalb unterschätzt.“ Gerade bei mechanischen Befestigungssystemen verringert Staub an der Bohrlochwand die Reibung zwischen Anker und Baustoff. Verbleibt Bohrmehl im Bohrloch, kann dies die Tragfähigkeit von Dübeln um bis zu 50 Prozent reduzieren. Bei chemischen Dübeln wirkt Staub als Separationsschicht zwischen Verankerung und Mörtel. „Wenn Sie sich vor dem Kneten eines Teiges die Hände bemehlen, hat das einen vergleichbaren Effekt,“ sagt Schlenk. „Das Mehl mindert die Haftung – und der Teig klebt nicht fest.“ Zudem wird die richtige Setztiefe des Dübels mitunter nicht erreicht. „Gerade bei schweren Lasten kann die Befestigung verrutschen – oder sogar herausreißen.“
Gerät Bohrstaub jedoch in die Luft, etwa durch das Ausblasen der Bohrlöcher, gefährdet er den Menschen. Schon im 16. Jahrhundert warnte der Gelehrte Olaus Magnus vor der Wirkung von Staub: Er setze sich so gefährlich im Rachen fest, „dass nur das rasche Trinken frischen Bieres helfen könne“. Auf Baustellen erscheint dieser Rat aus heutiger Sicht bedenklich. Unstrittig sind jedoch die Folgen der schädlichen Schwaden.
Denn Staub ist leicht. Staub ist leise. Und auf Dauer wird er für uns Menschen zur schleichenden Gefahr. Einmal aufgewirbelt, schweben die Teilchen und Fasern lange in der Luft. Ein 1 Mikrometer (μm) großes Staubkorn sinkt in sieben Stunden nur etwa einen Meter ab.Was steigt, sind die Risiken: Sind die Körnchen kleiner als 10 μm, gelten sie als einatembar. Als besonders schädlich gelten Feinstpartikel unter 2 μm. Sie erreichen die tiefen Atemwege und Lungenbläschen (Aveolen). „Dort werden die Teilchen eingelagert,“ erklärt Schlenk. Je nach Menge und Expositionsdauer können sie zu Entzündungsreaktionen, Bronchitis und Allergien führen. Gerade quartzhaltige Stäube sind erbgutschädigend. Und können auf Dauer Silikose – Staublunge im Volksmund – oder gar Krebserkrankungen hervorrufen.
Das Lüften des Arbeitsorts sowie staubarme Materialien bieten einen gewissen, jedoch keinen ausreichenden Staubschutz. Atemschutzmasken schirmen uns vom Staub ab, sind jedoch nicht immer praktikabel und gelten als unbequem. „Absaugbohrer – auch Hohlbohrer genannt – sind hingegen eine elegante Lösung,“ so Schlenk. „Sie entfernen Staub direkt an der Bohrspitze.“ Über Absaugöffnungen wird das Bohrmehl durch den hohlen Schaft abgetragen. Und landet so sicher im angeschlossenen Staubsauger.
Die Vorteile liegen für Schlenk auf der Hand: „Kein Staub wird in den Raum geblasen. Ein großes Plus an Luftqualität.“ Hinzu kommt die Zeit- und Kosteneffizienz: Mit Absaugbohrern lässt sich schneller arbeiten. Sie ersetzen die manuelle Reinigung des Bohrlochs und beschleunigen durch das Abtragen des Staubs den Vortrieb des Bohrers beim Bohren. Mit steigender Verankerungstiefe verkürzt das die Montagezeit von Verbunddübeln um bis zu 40 Prozent.
fischer setzt sich entschlossen für die Vermeidung von Staub als Risikofaktor am Bau ein. Für Christian Schlenk führt dabei kein Weg an den Absaugbohrern vorbei. Auf dem Weg hin zur staubfreien Baustelle der Zukunft spielen die Werkzeuge eine Schlüsselrolle: Ihr Einsatz sichert die Tragfähigkeit von Dübeln aller Art. Die Bohrer helfen Handwerkern, wirtschaftlich zu arbeiten – und schützen ihre Gesundheit. „Wir wollen Kunden die bestmöglichen Befestigungssysteme anbieten,“ sagt Schlenk. „Gleichzeitig verstehen wir die Stärkung der Sicherheit am Arbeitsplatz als Teil unserer Verantwortung.“ Noch ist die junge Technologie recht teuer. „Doch es ist unser Ziel, zur breiteren Anwendung von Absaugbohrern beizutragen.“