Schreinermeister Thomas Fries von „Tiny Homeland“ spricht mit Stefan Huber von fischer über die Fertigung eines Tiny House.

So entsteht ein Tiny House in bester Schreiner-Qualität

18. Oktober 2021

Auf unserem neuen Youtube-Kanal DIE FESTMACHER sind Handwerker die Stars, die für ihre Projekte brennen. Denn Handwerk ist nicht nur irgendein Beruf, sondern bedeutet vor allem Leidenschaft. In dieser Folge werfen wir einen Blick auf einen Trend in der Baubranche: Tiny Houses – kleine Holz-Häuser, die auf wenigen Quadratmetern einen vollwertigen Wohnraum bieten. Wir haben uns von dem Unternehmen „Tiny Homeland“ zeigen lassen, wie sie die Mini-Häuser in ihrer Schreiner-Werkstatt in Süddeutschland fertigen.

Auf der CNC-Holzfräse schneidet Schreinermeister Thomas Fries mit höchster Präzision Fichtenplatten zu. Er verarbeitet sie zu Rhombusleisten, die anschließend auf der Unterkonstruktion der Fassade befestigt werden. In der Werkstatt von „Tiny Homeland“ entsteht auf diese Weise Stück für Stück ein ganzes Haus – ein sogenanntes Tiny House. Die Mini-Häuser sind 15 bis 50 Quadratmeter groß und werden in Holzständerweise errichtet. „Tiny Homeland“ kombiniert dabei traditionelles Schreinerhandwerk mit modernster Technik. Denn bevor Fries in der Schreiner-Werkstatt loslegt, wird das Tiny House in der virtuellen Realität erstellt. „So kann sich der Kunde viel besser vorstellen, wie das geplante Haus aussehen wird, und Anpassungen vornehmen, bevor die Bauphase beginnt“, erklärt Geschäftsführer Hagen Kober.

Tiny House- der Ursprung

Schon in den 1920er-Jahren wurden in den USA sogenannte Motorhomes gebaut. Diese ersten Häuser auf Rädern gelten als Vorgänger der heutigen Tiny Houses. In den vergangenen Jahren wuchs nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland das Interesse an den Mini-Häusern. Die Bau- und Unterhaltungskosten sind gering, daher lässt sich auch mit kleinem Budget der Traum von den eigenen vier Wänden verwirklichen. Tiny Houses bieten ein hohes Maß an Flexibilität und Unabhängigkeit, da sie entweder direkt auf Rädern gebaut werden oder zumindest unkompliziert auf einem Lkw-Anhänger transportiert werden können. Zudem schonen die Mini-Häuser aus Holz die natürlichen Ressourcen und sind meist sehr umweltfreundlich.

Schreinermeister Thomas Fries („Tiny Homeland“) zeigt Stefan Huber (fischer) das Wohnzimmer des Tiny House mit Zugang zur Terrasse und den Schlafzimmern.
Erstaunlich geräumig: Schreinermeister Thomas Fries („Tiny Homeland“, links) zeigt Stefan Huber (fischer) das Wohnzimmer des Tiny House mit Zugang zur Terrasse und den Schlafzimmern.

Viel Platz auf wenig Raum

„Das Faszinierende ist, dass in einem Tiny House tatsächlich eine vierköpfige Familie Platz hat“, erklärt Fries. Neben einem Wohnzimmer mit Küche und dem Bad ist Platz für ein Eltern- und ein Kinder-Schlafzimmer sowie eine große Terrasse. „Alles ist sehr gut durchdacht, sodass jeder Raum im Haus optimal genutzt werden kann.“ Für den Nassbereich im Bad wird beispielsweise eine zwei Millimeter dünne Betonschicht aufgebracht. Dafür werden die Holzbretter angefräst, der Beton aufgebracht und anschließend mit Schiffslack versiegelt, sodass alles wasserdicht ist.

Schreinermeister Thomas Fries („Tiny Homeland“) und Stefan Huber (fischer) im Badezimmer des Tiny House. Eine dünne Betonschicht macht den Nassbereich wasserdicht.
Im Bad wird eine dünne Betonschicht aufgebracht, damit die Wand wasserdicht ist.

Wind- und wetterfest

Am Beispiel eines Tiny House, das gerade in der Werkstatt gebaut wird, erläutert Fries, wie die Häuser wind- und wetterfest gemacht werden. „Das Haus steht auf einer geschlossenen Plattform. Dafür wird die Bodenplatte komplett mit der Fahrzeugbauplatte verklebt und mit Schlossschrauben befestigt, die durch Boden und Fahrzeuggestell gebohrt werden. Auf diese Weise bleibt die Isolation feuchtigkeitsfrei.“ Für den seitlichen Wetterschutz sorgt zunächst einmal die wetterfeste Unterspannfolie. Mit einem Montageabstand von 30 Zentimetern bringt Fries anschließend die kesseldruckimprägnierten Rhombusleisten an. „Sie werden so abgeschrägt, dass Regenwasser abtropft und der Wind durchgehen kann, um Rest-Feuchtigkeit zu trocknen.“ Eine innovative Vor-Vergrauung sorgt zudem dafür, dass sich die Farbe der Fichtenleisten durch Sonne, Wind und Wetter nicht verändert.

Schnelle und saubere Verarbeitung

Damit das Tiny House lange Zeit stabil bleibt, sind zuverlässige Befestigungen entscheidend. „Bei den Schrauben kommt es vor allem darauf an, dass sie sich schnell setzen lassen und dass das Holz auch bei randnahen Befestigungen nicht splittert“, sagt Fries. Außerdem ist das saubere Versenken wichtig, damit auf der Fassade keine unschönen Rostflecken entstehen.

„Ich bin ein Fan von unserer neuen Spanplattenschraube PowerFast II“, sagt Zimmermeister Stefan Huber, der als technischer Trainer für fischer arbeitet. „Sie eignet sich für die schnelle und saubere Verarbeitung in Holzkonstruktionen sowie für Metall- und Holzverbindungen. Zudem verfügt die Schraube über eine Hochleistungs-Wachsbeschichtung. Für ein problemloses randnahes Verschrauben und geringe Achsabstände.“

Natürliche Werkstoffe

Das wichtigste Baumaterial ist selbstverständlich Holz. „Wir verwenden für die Tiny Houses hauptsächlich natürliche Werkstoffe“, betont Thomas Fries. Als Isolation dient Schafwolle, die Oberflächen werden nur mit Wasserlacken behandelt. „Das ist nicht nur nachhaltig, sondern sorgt auch für ein tolles Raumklima, das weder zu feucht noch zu trocken ist. Auch können wir so giftige Ausdünstungen verhindern.“

Hagen Kober, Geschäftsführer von „Tiny Homeland“ führt Stefan Huber (fischer) virtuell durch ein Tiny House.
VR-Brille auf und durch das Tiny House spazieren: Hagen Kober, Geschäftsführer von „Tiny Homeland“, führt virtuell durch ein Tiny House.

Mit Virtual Reality zum individuell passenden Tiny House: 5 Fragen an Hagen Kober, Planer und Geschäftsführer von „Tiny Homeland“

Hagen, wie planst du mit dem Kunden sein Tiny House?

Hagen Kober: „Im gemeinsamen Gespräch setzen wir Prioritäten, was die Nutzung der vorhandenen Fläche und Ausstattungsmerkmale betrifft. Braucht es zum Beispiel wirklich einen Geschirrspüler oder ist etwas anderes wichtiger? Oft können wir Sonderlösungen finden, die ganz genau zu den individuellen Ansprüchen passen. Wenn der Plan grob steht, bauen wir das Haus in 3-D auf und spielen es in eine Virtual-Reality-Software ein. Mit einer VR-Brille lässt sich das Tiny House dann im Maßstab 1:1 anschauen. Du kannst durch die Räume laufen, dich auf deine (virtuelle) Couch setzen … das fühlt sich erstaunlich echt an! So lassen sich Anpassungen vornehmen, bevor auch nur ein Holzstück zugesägt wird.“

Für wen ist ein Tiny House geeignet?

Hagen Kober: „Wir sprechen damit ganz unterschiedliche Zielgruppen an. Zum einen natürlich Menschen, die gern naturverbunden, ressourcenschonend und kostengünstig wohnen möchten. Aber auch alle, die flexibel sein wollen, weil sie häufig den Arbeits- und Wohnort wechseln. Dank eines sogenannten Slide-outs für die Schlafzimmer, das während des Transports in das Wohnzimmer reingeschoben wird, bietet ein Tiny House auch für eine kleine Familie genug Platz. Wer einen großen Garten oder ein Stück Land besitzt, kann das Tiny House zudem als Urlaubsunterkunft vermieten.“

Wie heize ich mein Tiny House?

Hagen Kober: „Wir empfehlen eine Infrarot-Heizung. Dafür montieren wir in allen Räumen Heizkörper, zum Beispiel an der Decke, den Wänden oder im Boden. Die Wände sind gut isoliert und durch die kleine Fläche des Hauses ist der Energieverbrauch automatisch sehr niedrig. Die Infrarot-Heizung sorgt für eine angenehme Wärme. Im Gegensatz zu einer klassischen Heizung erwärmt sie nicht die Luft, sondern die Körper im Raum, also sowohl Personen als auch die Couch, die Wände usw. Es fühlt sich dadurch sehr schnell wohlig warm an.“

Wo kann ich ein Tiny House aufstellen?

Hagen Kober: „Tiny Houses sind eine gute Lösung, um Brachflächen oder Baulücken nutzbar zu machen. Wer in Deutschland dauerhaft auf einem Grundstück wohnen möchte, braucht eine Baugenehmigung – das gilt auch für ein Tiny House. Damit verbunden sind dann auch die Strom-, Wasser- und Abwasser-Anschlüsse für das Haus. Unkomplizierter ist es, wenn du es als Wochenend- oder Ferienhaus nutzen möchtest.“

Wie transportiere ich ein Tiny House, das nicht auf Rädern gebaut ist?

Hagen Kober: „Unsere Modulhäuser können mit einem Auto-Kran auf einen Lkw-Anhänger geladen und so mit wenig Aufwand transportiert werden. Dank der Modul-Bauweise und dem Slide-out-Mechanismus kannst du mit allen unseren Tiny Houses ohne Transport-Sondergenehmigung den Standort wechseln.“

Du willst noch mehr von der Tiny-House-Werkstatt in Süddeutschland sehen? Hier geht es zum Video auf unserem neuen YouTube-Kanal „DIE FESTMACHER“.

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