Der Arbeitsalltag eines Bautauchers

Der Arbeitsalltag eines Bautauchers
Hast du schon einmal versucht, mit verbunden Augen etwas zu montieren? Nein? Für Bautaucher ist „Blind“-Montage beziehungsweise die Arbeit bei Nullsicht Arbeitsalltag. Wie das funktioniert, wie genau der Arbeitsalltag von Bautauchern aussieht, und vor welchen Herausforderungen diese stehen, liest Du hier.

Augen zu und durch?

Bei Minusgraden und in völliger Dunkelheit über mehrere Stunden arbeiten zu müssen, ist für die meisten Menschen nicht vorstellbar. Das ganze auch noch unter Wasser zu erledigen müssen, noch viel weniger. Genau das ist das Einsatzgebiet von Bautauchern. Bei Nullsicht Bohrlöcher setzen, Injektionsmörtel und Ankerstangen einbringen – das ist für sie kein Problem. Selbst wenn weitere erschwerende Faktoren wie enorme Druckverhältnisse dazu kommen. „Über 90 Prozent unserer Arbeiten verrichten wir bei Nullsicht, was wir Schwarzwasser nennen“, sagt Karl Kerlen von der Kerlen Taucher GmbH aus Hanau bei Frankfurt am Main. „Da können wir unser Werk nur ertasten.“

Doch das will gelernt sein. Bautaucher durchlaufen eine spezielle Ausbildung. Grundvoraussetzung ist eine abgeschlossene

handwerkliche Ausbildung. Die anschließende Fortbildung zum geprüften Taucher in einem Tauchlehrbetrieb dauert mindestens zwei Jahre und schließt mit der Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Auch nach der Ausbildung ist der Job kein Spaziergang. „Allein um unter Druck und ohne Sicht arbeiten zu können, müssen Bautaucher körperlich und psychisch fit sein und jährlich einen umfangreichen Gesundheitscheck ablegen“, betont Kerlen. Ebenfalls wichtig: Ein gutes Improvisationstalent sowie ein vielseitiges technisches Verständnis. Im Alltag kommen Bautaucher viel rum und reisen zu unterschiedlichsten Projekten: Neubau, Wartung, Kontrolle und Sanierung von Hafenanlagen, Schiffen und Baugruben sowie Klär-, Wasser- und Kernkraftwerken und vieles mehr.

Verbindung von Hobby und Beruf?

Vielleicht. Im Sommer ist die ideale „Bautaucher-Saison“-  eine willkommene Abkühlung bei heißen Temperaturen. Im Winter wird der Tauchgang hingegen zur eiskalten Herausforderung. Bei Minusgraden können die Bautaucher maximal zwei bis drei Stunden unter Wasser bleiben. Denn während Kopf und Körper gut geschützt sind, dank Helm und Taucheranzug, können die Hände nur teilweise warmgehalten werden. „Wir brauchen unsere Hände zum Arbeiten und die sind nur beschränkt isoliert“, erklärt der Experte. Die Hände sind das wichtigste Werkzeug unter Wasser – denn der Einsatz von mechanischen Werkzeugen und Materialien ist unter Wasser um ein Vielfaches schwieriger.

Die richtigen Produkte verwenden

Die größte Schwierigkeit unter Wasser sieht der Fachmann aber weder in der trüben Sicht noch in der Temperatur. „Materialien und Werkzeuge lassen sich unter Wasser nicht so verwenden wie an Land“, betont Kerlen. „Wir müssen also die Auswahl genau durchdenken und oft auch Speziallösungen einsetzen. Zusätzlich kommt es auf eine sorgfältige Planung und Absprache der Arbeiten im Team an.“ Entsprechend gilt es auch die Befestigungsprodukte genau auszuwählen.  Ein optimales System für Anwendungen unter Wasser ist der fischer Epoxidharzmörtel FIS EM Plus mit Gewindestange: Der FIS EM Plus ist der leistungsstarke Injektionsmörtel für Bewehrungsanschlüsse sowie Dübel für gerissenen Beton. Außerdem verfügt er über eine Zulassung für Dübel in wassergefüllten Bohrlöchern. Er eignet sich also speziell für Bewehrungsanschlüsse unter Wasser und bietet hohe Lastwerte.

Einsatz bei der Sanierung eines Wasserkraftwerkes

Ein jüngeres Beispiel ist die Sanierung des Wasserkraftwerks der Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke (VWEW-energie) in Biessenhofen im Allgäu. Die 1962 in Betrieb genommene Anlage wird aktuell instandgesetzt. Hierzu wurde eine Stahlbetonwand unter Wasser errichtet. Die Vorrichtung wurde im Anschluss zur bisherigen Staumauer gesetzt, die unter Hochwasser versagte. Im Zusammenspiel mit einem Nadelverschluss trennt sie den Fluss Wertach von den Arbeitsbereichen ab.

Die Bautaucher der Kerlen Taucher GmbH befestigten Betonstahl B 500B mit unserem FIS EM 1500 S in Kombination mit Verbindungsmuffen an einer bestehenden Bodenplatte. Unser FIS EM verfügt über eine Zulassung für wassergefüllte Bohrlöcher nach Dübeltheorie, eignet sich neben anderen Systemkomponenten speziell für Bewehrungsanschlüsse in Beton und bietet dabei hohe Lastwerte. Auch die Systemtemperatur bis fünf Grad Celsius bietet sich für die Unterwassermontage an. Als Bauuntergrund lag kein Normalbeton vor. Durch Tests und Auszugsversuche prüften die Experten die Belastbarkeit des verbauten Systems mittels eines Felsanker-Prüfgeräts auf 200 kN Zugkraft. 

Vor der Montage wurde der FIS EM erwärmt. So vermieden die Fachleute, dass der Injektionsmörtel durch die niedrige

Wassertemperatur abkühlt und zäh wird. Die Bautaucher erstellten die Bohrlöcher unter Wasser. Dann gaben sie unserem Anwendungstechniker Bernd Wetzel über Funk Bescheid, wenn sie weiteren Mörtel benötigten. Diesen injizierte der fischer Fachmann auf Zuruf über einen Schlauch und die Bautaucher verfüllten damit die Bohrlöcher. Auf diese Weise wurde erfolgreich die Wehranlage trockengelegt und verstärkt.

„Wir verwenden generell nur fischer Produkte bei der Unterwassermontage“, sagt Karl Kerlen. „Beim Einsatz des fischer Injektionsmörtelsystems zur Bewehrung der Stahlbetonmauer in der Wertach beispielsweise können wir absolut sichergehen, dass dieser den extremen Bedingungen standhält.“

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